Jetzt haben wir unseren neuen VW Touran seit knapp zwei Monaten und 2.500 km – Zeit uns richtig mit ihm einzulassen. Um wirklich sicher mit einem Auto unterwegs zu sein mache ich mit jedem Wagen den wir länger fahren ein Fahrsicherheitstraining. Im letzten Jahr hatten wir bei Tchibo zwei Gutscheine für das PKW Basistraining vom ADAC erworben und für Mai zwei Termine abgemacht.
Stürmige Zeiten
Das Wetter für den 22. Mai war ein wenig wechselhaft und mit diversen Unwetterwarnungen angekündigt – nicht die perfekten Voraussetzungen um ein Training im freien zu machen. Doch letztendlich war es überwiegend trocken und nur in der Mittagspause, die wir im neuen Gebäude des ADAC am Trainingsgelände in Haltern am See gemacht haben, gab es Platzregen der den Platz kurzfristig zu einem See verwandelte.
Ein Kessel Buntes
Die Trainingsgruppe in der ich gefahren bin bestand aus 11 Teilnehmer(innen). Die Männer (und damit Nichtraucher) waren knapp in der Unterzahl – die 6 Frauen waren alle von ihrem Arbeitgeber zu diesem Training verdonnert worden – ein häuslicher Krankenpflegedienst (laut Klischee muss man dazu wohl Kettenraucher sein) die mit ihren Smart und Fiat Panda anrückten. Die anderen Autos waren ein Audi A3 mit schicken 19″ Felgen (dazu später mehr), ein Audi A4, ein Opel Vectra, ein VW T4 und halt unser VW Touran. Die Damen vom Pflegedienst teilten sich jeweils zu zweit ein Auto und waren somit immer in beiden aktiven Teilen der Gruppe vertreten. Bunt gemischt.
Sitzen, stehen und liegen
Nach einer kurzen Einweisung, Bestellung des Mittagsessens und Übergabe der Funkempfänger im Gebäude ging es raus auf die Piste. Jeder bekam einen Beifahrer und musste ein paar Runden in gemütlicher Geschwindigkeit um ein paar Hütchen drehen – Slalom fahren. Der Beifahrer wurde dazu verdonnert die Sitzhaltung, Kopfhaltung und Handhaltung des Fahrers zu beobachten und danach in der Gruppe seine Beobachtungen mitzuteilen.
Das war der Einstieg in den Teil wie sitzt man richtig und wie hält man das Lenkrad richtig. Das wurde an einem freiwilligen auf sehr unterhaltsame Weise demonstriert. Nun durfte jeder seinen Sitz nach den neuen Erkenntnissen neu einstellen und dann ging es nochmal durch den Slalomkurs um sich an die neue Sitzhaltung und Lenkradhaltung zu gewöhnen.
Nach einer kleinen Modifikation der Strecke machten wir uns ans Bremsen. Beschleunigen und dann voll in die Eisen … die Kommentare des ADAC Trainers waren immer sehr unterhaltsam „Auf Parkplatzsuche beim Aldi?“ … keine Frage – das gehörte zum Programm. Alle in den Schulungsraum und einmal die Theorie einer Gefahrenbremsung bzw. Notbremsung durchgehen. Danach lief es auch gleich viel besser mit den Notbremsungen. Beim rech neuen Audi A3 gab es auch schon den Warnblinkassistenten der bei einer Gefahrenbremsung aus über 70 km/h die Warnblinkanlage einschaltet und auch bei unserem Touran stellte der Trainer und die anderen Teilnehmer fest, dass die Bremslichter anfangen zu pulsieren/blinken und auch das Warnblinklicht an geht. Im Auto selbst konnte ich nur den Warnblinker bestätigen.
Randnotiz: Da ich mir über das Verhalten und die angesprochene Funktion der pulsierenden Bremsleuchten nicht sicher war suchte ich im Motor-Talk Forum, dort wurde dies Existenz einer solchen Funktion im aktuellen Touran teils angezweifelt. Ich kontaktierte zur Klarstellung den VW Support und erhielt wenige Stunden später folgende Antwort:
Ihr Volkswagen Touran laesst waehrend einer Vollbremsung mit einer Geschwindigkeit von cirka 80 Kilometern pro Stunde die Bremslichter blinken, um den nachfolgenden Verkehr zu warnen. Wenn die Bremsung weiter andauert, schaltet sich bei einer Geschwindigkeit von unter 10 Kilometern pro Stunde die Warnblinkanlage automatisch ein. Das Bremslicht leuchtet dauerhaft. Beim Beschleunigen schaltet sich die Warnblinkanlage selbsttaetig wieder aus.
Damit war das dann auch geklärt.
Im weiteren Verlauf gab es dann noch eine Übung bei einer Vollbremsung zu lenken um zu sehen, dass man das mit ABS schön machen kann.
Bremsweg-Bingo
Kurz vor der Mittagspause gab es dann noch Bremsweg-Bingo. Man nehme: Ein Bremspunkt und ein Auto mit 30, 50 oder 70 km/h und und lässt die Teilnehmer sich dahin stellen, wo sie meinen, dass das Auto aus der angesagten Geschwindigkeit zum Stillstand kommt – also nicht auf der Fahrbahn sondern ein gutes Stück daneben – der Trainer weiß schon wieso! Die Variationen der geschätzten Bremswege waren abenteuerlich. Ich stand aber immer erstaunlich nah am tatsächlichen Haltepunkt.
Pause – Zeit für einen Wolkenbruch
Während die Teilnehmer ihr Mittagessen genießen konnten – es war wirklich erstaunlich gut – kam das angekündigte Unwetter und setzte einmal kurz den Platz unter Wasser. Pünktlich zum Start in das Nachmittagstraining klarte es aber auch wieder ein wenig auf und es ging weiter mit bremsen vor einem Hindernis inklusive ausweichen.
„Slippery when wet“
Kurz vorher hatte es noch geschüttet und nun ging es zum anderen Teil des Geländes – Glatte Flächen die bewässert werden und auch Wasserhindernisse haben. Es war ein wirklicher Spaß zu sehen wie wenig man auf so einer glatten Fläche lenken kann wenn man zu fix fährt – angepasste Geschwindigkeit war hier die Lösung. Zum Abschluss gab es den Kreisverkehr mit vier Fahrbahnen – eine davon „glatt“. In der Innenbahn sollten wir auf 20 km/h beschleunigen und den Lenkradeinschlag halten um dann langsam zu beschleunigen. Gesagt getan – ich beschleunigte und beschleunigte und … der Trainer sagte nichts mehr. Irgendwann kam er in Richtung Bahn und gab mir Anhaltezeichen und fragte, ob ich nichts höre. In der Tat – es kam kein Ton aus dem Empfänger – das lag aber nicht an mir oder dem Empfänger … der Akku vom Sender war leer. Ein kleines Problem welches schnell gelöst werden konnte.
Dann war da noch der ambitionierte Fahrer des Audi A3 1.9 TDI (105 PS) mit den 19″ Felgen. Nicht nur, dass zwei Räder entgegen der Laufrichtung aufgezogen waren – ja da hatte die Fachwerkstatt wohl gepennt – nein er meinte auch, dass er das ganze besser und schneller ohne ESP kann. Besser, nunja … schneller, nein – aber mehr Spaß machte es wohl – darauf konnte sich der Trainer und er einigen.
Fazit
Mein persönliches Fazit: Der Touran ist gute 250kg schwerer als unser A3, hat 60 PS weniger und die kleineren Bremsen – das merkt man deutlich – trotzdem aber ein sehr sicheres Auto und es hat mal wieder Spaß gemacht. So ein Fahrsicherheitstraining kann man nur jedem Empfehlen.
Wer jetzt mehr Bestätigung für Klischees bezüglich den Damen vom Pflegedienst erwartet hat …
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