Ein offener Brief an die Essener Verkehrs AG:
Liebe EVAG,
Ihr bewegt Essen nun schon seit weit über 100 Jahren – damals noch in schwarz-weiß und heute in diesem lustigen und frischen Gelb. Ihr meistert Wind und Wetter – auch wenn mal mehr als drei Schneeflocken vom Himmel des Ruhrgebiets fallen, nehmt Ihr den Busverkehr schon nach 2 Tagen wieder auf – auch an der Haltestelle Heisingen Baldeneysee war nach knapp über einer Woche schon wieder ein Bus gesichtet worden. Es kommt auch nur selten vor, dass ein Busfahrer die Fahrgäste nach dem rechten Weg fragt oder sich einfach so verfährt – es geht halt nichts über gut geschultes Personal und gute Vorbereitung.
Mal Abseits der Widrigkeiten und Herausforderungen durch Wetter, neue Strecken und suboptimale Kommunikation mit Kunden: Wofür ist eigentlich dieser Zettel mit den vielen Nummern und Uhrzeiten, der immer an den verschmutzen Haltestellen hängt? Ich hatte mal von älteren Menschen in der Stadt gehört, dass das ein so genannter Fahrplan ist. Ein Plan, der die Zeiten anzeigt, an dem der Bus an der Haltestelle sein soll. Da wir nicht weit weg von so einer Hütte mit dem Schild Heisingen Ortsmitte wohnen, hatten wir beschlossen ein Ticket 2000 zu nehmen, damit man hier und da mal eine Fahrt mit dem langen Gelben machen kann. Das lief auch eigentlich eine weile ganz gut – mal von Schneeflocken und so abgesehen.
Doch vor wenigen Jahren muss ein schwerer Sonnensturm Ihre Sonnenuhren durcheinander gebracht haben. Seit einiger Zeit stellen wir fest, dass Ihre Busse (Linie 145 und 146) an der Haltestelle Heisingen Ortsmitte schon ein bis zwei Minuten vor der – auf dem Fahrplan angeschlagenen – Zeit die Haltestelle bedienen und auch nicht warten, bis die planmäßige Abfahrzeit erreicht ist. Das ist dann ärgerlich, wenn man gerade nur pünktlich die Haltestelle erreicht und der Bus einem überpünktlich vor der Nase wegfährt und der darauffolgende – wie sollte es anders sein – eine saftige Verspätung hat.
Am Hauptbahnhof Essen ist uns das mit der 145/146 in Richtung Heisingen auch schon häufiger aufgefallen. Am Mittwoch, den 20.07.2011 kam ich gerade vom Düsseldorfer Flughafen mit dem Regionalexpress, welcher ein paar Minuten Verspätung hatte. Es sollte aber reichen, um die 146 um 18:44 Uhr am HBF zu bekommen. Als die Uhr von 43 auf 44 Umschlug und ich aus dem Gang vom Bahnhof kam, stand der Bus schon an der Ampel und hat auch leider keine Anstalten gemacht, mich noch einsteigen zu lassen. Die 145 die um 19 Uhr in Richtung Heisingen fahren sollte war dann – so Murphy – auch knapp mal 5 Minuten zu spät. Es gibt halt nichts schöneres, als am Hauptbahnhof zu stehen und Ihren vergoldeten Tempel – Kundencenter – 20 Minuten ansehen zu dürfen.
Als ich nun gestern (26.07.2011) um etwa 6:30 Uhr mit dem Auto zur Arbeit fuhr waren die Straßen angenehm leer – es sind ja auch Ferien, dass der Busfahrer der Linie 145 (E-VG 4661) scheinbar so gut durch kam, dass er schon um 6:35 Uhr die Haltestelle Essen Bahrenberg bedienen konnte – ohne jetzt auf den Zettel mit den Zeiten geschaut zu haben, das dürften wieder rund 2 Minuten zu früh gewesen sein, da einige Leute auch wieder um die Ecken gerannt kamen, als sie unerwartet früh den Bus hörten.
Liebe EVAG – Verspätungen sind eine Sache, die vielleicht ärgerlich sind aber aufgrund der Verkehrslage nicht immer in Ihrem Einfluss liegen. Bei der Antwort auf meine Frage, warum Ihr es nicht in den Griff bekommt, dass die Busse teilweise eine bis zwei Minuten zu früh an den Haltestellen abfahren und Kunden stehen lassen, lasse ich die Verkehrslage nicht als Ausrede durchgehen. Ihre Busfahrer haben doch so schicke Displays in denen die Zeit im Vergleich um aktuellen Fahrplan steht – wenn da nun eine negative Abweichung von 1,5 Minuten zum Fahrplan steht und sich auch die Farbe des Feldes ändert, warum fährt der Busfahrer dann? Die angezeigte Zeit in Ihren Bussen deckt sich im übrigen mit der Zeit meines iPhone und diese deckt sich ebenfalls mit der Funkuhr in meinem Auto – was wiederum gegen die These mit dem Sonnensturm und der unsynchron laufenden Uhr spricht – bevor die Genauigkeit unserer Zeitmesser in Frage gestellt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Hans
Update: Antwort von der EVAG am 2.8.2011
Sehr geehrter Herr Hans,
mit großem Interesse haben wir Ihren offenen Brief gelesen und werden den von Ihnen geschilderten Vorgängen nachgehen, um zukünftig Frühfahrten wirklich ausschliessen zu können.
Wir werden die Situation beobachten und Stichproben zu Frühfahrten sowie Fahrzeiterhebungen durchführen lassen, damit wir in der folge angemessen reagieren können.Wir versichern Ihnen, dass es nicht in unserem Sinne ist, wenn unser Fahrpersonal verfrüht abfährt.
Wir werden auch unser Fahrpersonal entsprechend instruieren, sich in Zukunft situationsgerechter und vor allen Dingen kundenorientierter zu verhalten und Frühfahrten zu vermeiden.
Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen, damit unsere Kunden zukünftig zuverlässig und pünktlich befördert werden.
Für die Zukunft wünschen wir Ihnen stets gute Fahrt.
Freundliche Grüße
Ihr Team Kundenservice
Mit freundlicher Genehmigung von @evag_de.
Danke für diesen Artikel.
Laut meiner Erfahrung ist das auch bei den S-Bahnen der Fall, z.B. bei der 105, die regelmäßig bis zu 4 Minuten zu früh kommt. U-Bahnen hingegen kommen oft später als im Plan steht.
Das ist ärgerlich, Verspätungen kann man meist verstehen, wenn auch nicht immer nachvollziehen, aber „Verfrühungen“ absolut nicht.
Ist halt nicht alles Gelb was glänzt, oder so 🙂
Ja wenn man mal so bei Twitter liest, dann kann die Vermutung aufkommen, dass das nicht nur die Linie 145/146 betrifft. Das konnte ich aber nicht anhand von persönlicher Erfahrung und Fakten belegen – habe es deswegen mal außen vor gelassen.
Danke! Du sprichst mir aus der Seele.
Seit ich in Essen arbeite, bin ich auch den Launen der EVAG ausgeliefert und komme nach wie vor aus dem Staunen nicht mehr raus. Zu früh, zu spät, gar nicht – nur pünktlich kommt die U18 so gut wie nie. Weder am Hbf noch am ETEC hatte ich bislang pünktliche Bahnen an mehr als zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Und mehr als einmal habe ich bereits meinen Zug verpasst, weil gar keine Bahn kam.
Oder um es in einem Wort zusammenzufassen: Grmpf!
Alte Busfahrerweisheit:
Zu spät kommen ist ein Vergehen am Kunden,
Zu früh abfahren ein Verbrechen.
Seltsamerweise hab ich diese Weisheit bisher nur von ÖPNV Rentnern gehöhrt