Heute waren wir beim Tag der offenen Tür der EVAG. Man lud ein um 120 Jahre Straßenbahn in Essen zu feiern und das neuste Modell vorzustellen.
Da Alexander ein begeisterter Busfahrer ist konnten wir natürlich nicht widerstehen und machten uns auf dem Weg zum Tag der offenen Tür. Ab dem Hauptbahnhof fuhren mehrere Shuttlebusse, unter anderem auch ein historischer, welcher quasi auf uns wartete.
Die Busfahrt dahin war ganz lustig und auch auf dem Betriebshof hatten wir unseren Spaß. Alexander konnte hinterm Steuer eines Busses sitzen und auch eine Straßenbahn war dabei, diese hatte zu seiner Verwunderung gar kein Lenkrad.
Programm für die ganze Familie
Neben den alten und neuen Straßenbahnen gab es eine Hüpfburg, Bobbycar-Rennbahn, Lebend-Kicker und diverse Schauplätze mit Aktion. Fragen wurden fachlich und sachlich beantwortet, wie die Frage nach dem RAL-Ton, in dem die Fahrzeuge lackiert werden, die ich dem Lackierer stellte. Die Antwort war ebenso verblüffend wie einfach: „Rapsgelb“.
Nach einiger Zeit machten wir uns dann wieder auf den Weg in die Innenstadt um noch was zu shoppen.
Rückfahrt mit Hindernissen
Kurz nach 16 Uhr traten wir die Rückfahrt an. Alexander, Katharina, Opa Heiko, Bianca und ich. Die erwartet Ankunftszeit des Busses unserer Wahl war laut VRR App eine Minute nach Plan, wir warteten also geduldig und aus der Minute wurden ca. 17 Minuten Verspätung – dafür gibt es noch zwei Pünktlichkeitsversprechen Anforderungen liebe EVAG. Wir waren mit Sack und Pack im Bus und Alexander und Opa setzten sich auf den Platz hinter der Parkbucht für den Kinderwagen und Bianca versorgte die kleine mit Nahrung. Die Busfahrt ging los und der Busfahrer hupte schon einen Autofahrer an, der nicht gleich bei der grünen Ampel los schoss – es galt ja Zeit aufzuholen. Eine leicht alkoholisierte Frau mit einem Jutebeutel voller leerer Flaschen – und es war kein Sprudel – kommentierte das Geschehen in einem recht lauten Monolog von vorne rechts. Das Szenario versprach einiges an Potenzial.
Verkehrsbedingt konnte der Busfahrer nicht so wie er wollte, doch dann bot sich eine wenig Freiraum vor dem Rapsgelben-Personenbeförderungsgefährt und er gab beherzt Gas um die gerade von grün auf gelb umgesprungene Ampel noch vor dem erleuchten der roten Lampe zu überqueren. Die Hoffnungslosigkeit seines Vorhabens sah er wohl ein und wechselte von sportlich beschleunigen auf sportlich bremsen. Er war noch nicht wirklich schnell, doch der abrupte Lastwechsel versetze Alexander einen Ruck und er schnellte von seinem Sitz und kam mit dem Kopf gegen die zum Glück gepolsterte Stange. Er hatte sich erschrocken und tat das, was die meisten 3 1/2 jährigen in diesem Alter wohl machen. Er fing an zu weinen, klar hatte er sich wohl auch weh getan, doch nach erster Begutachtung durch den Opa, der neben ihm saß, war es wohl eher der Schreck.
An der roten Ampel, an der wir trotz sportlichen versuchen des Fahrers nun standen, bedankte ich mich bei diese für die sportliche Leistung und erwähnte, dass mein Sohn gerade deswegen einen Satz vom Sitz gemacht hat und er deswegen nun weint. Die alkoholisierte „Beifahrerin“, welche wohl Augen im Hinterkopf hatte, mischte sich prompt ein „Der hat vorher schon geweint“ und „selbst schuld, wenn man das Kind nicht festhält“. Klasse hatten wir gerade noch gebraucht, einen unbeteiligte Schnappsdrossel, mit Augen im Hinterkopf und jede Menge Besserwissen. Der Fahrer wurde auch etwas ungehalten und fragte, ob ich ihn jetzt beschuldige, dass er das verursacht habe. Da Alexander nicht von alleine vom Sitz nach vorne schnellte musste ich dieses auf dieses auf das mehr als überflüssige „ich bekomme die Ampel noch“ verhalten zurückführen.
Statt sich nun um das gesundheitliche Wohlbefinden von Alexander zu bemühen und vielleicht einfach kurz „sorry“ zu sagen, bemühte er nun erst mal die Leitstelle. Alexander konnten wir in der Zwischenzeit beruhigen und uns davon überzeugen, dass es ihm soweit gut geht. Ich ging also wieder nach vorne zu der Schnappsdrossel, welche immer noch wild schimpfte, und dem Busfahrer, welcher gerade mit seiner Leitstelle sprach und sagte, dass das ganze wohl glimpflich ausging. Nun fragte er ob wir einen Krankenwagen brauchen, ich versuchte ihm klar zu machen, dass wir keinen Rettungswagen benötigen und er nun vielleicht einfach mal weiter fährt. Die Schnappsdrossel meinte unterdessen, dass sie gleich die Polizei ruft und uns aus dem Bus schmeissen lässt, das fand selbst der Busfahrer ein wenig übertrieben.
Wir hatten ja schon beim Start der Reise etwas 18 Minuten Verspätung, da war es jetzt auch Peng, dass es nun schon 21 Minuten waren. Der Busfahrer fuhr dann irgendwann mal zur nächsten Haltestelle und kam dann nervös telefonierend zu mir und faselte was davon, dass er meine Personalien haben will, weil er das für irgendwas bräuchte, ich lehnte dankend ab und verwies darauf, dass ich meine Personalien nur der Polizei geben würde. Die wollte er nun aber scheinbar auch nicht mehr rufen. Er fragte wieder ob wir nun einen Krankenwagen wollen und machte Alexander wieder nervös der daraufhin wieder anfing zu weinen. Ich verneinte abermals und bestätigte, dass wir auf einen Rettungswagen verzichten, da es ihm bis auf den Stress, körperlich soweit gut ging. Jetzt wo er schon mal aus seinem Führerhäuschen kam, dachte ich, dass er auch mal zu Alexander geht und sich mal persönlich davon überzeugt, dass alles in Ordnung ist, doch das scheint die „Dienstanweisung“, auf die er sich immer bezog, nicht herzugeben. Eigentlich schwach, ich dachte es sei immer das erste was man machen sollte – hier möchte ich mal eine Verbesserung anregen.
Die Schnappsdrossel von vorne brüllte unterdessen durch den Bus, dass sie nun „ihren Staatsanwalt“ anruft, welches – trotz der gespannten Lage – zu allgemeinen Erheiterung beitrug.
Wir setzten diese etwas andere Busfahrt mit knapp 25 Minuten Verspätung fort und kamen mehr oder weniger unbeschadet an unserem Ziel an – merkbar war allerdings, dass der Busfahrer fortan etwas Passagierschonender fuhr. Eine alltägliche Situation, die zum Glück glimpflich ausging, die aber doch jeder von uns vom Autofahren kennt. Man sieht eine Ampel die gerade auf gelb umspringt und gibt noch mal ordentlich Gas. Entweder passt es bei gelb, sie ist rot oder man muss in die Eisen steigen. Im Auto hat man da nur den Vorteil, dass man angeschnallt ist oder besser gesagt sein sollte. Leider hat man im Bus nicht die Möglichkeit des Anschnallens und muss auf das Fingerspitzengefühl des Fahrers vertrauen.
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